Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja: Der Abschied war nun endgültig gekommen, wir machten uns auf die rund viereinhalbstündige Heimreise. Zwei oder drei Mal hat Obi kurz gefiept, dann hat er sich eingerollt und geschlafen. Als wir unbehelligt wieder über die Grenze fuhren, löste sich mein innerlicher Druck endlich in Luft auf: Wir hatten es tatsächlich geschafft! Wir waren wieder in Österreich. Trotz Corona, trotz aller Umstände. Wir waren wirklich mit unserem Herzbuben Oberon vom Elfenhain auf heimischen Boden! Die ganze Welt hätte ich umarmen können – und habe mich nun endlich getraut, auf Facebook unsere Freude zu verkünden.

 

Zu Hause wurden wir von Arleena und Lea schon sehnsüchtig erwartet. Obi wurde von allen freundlich bis herzlich in Empfang genommen. Eine unserer 5 Katzen war anfangs etwas skeptisch, das ist aber wohl Mojos Charakter geschuldet. Die übrigen 4 waren vollkommen neutral bis begeistert. Kaya und Joker waren und sind sehr neugierig, wobei Kaya immer mehr Obis Nähe sucht. Joker, ganz jokerlike weil er Welpen einfach nur gruselig findet, ging erst einmal ein paar Tage auf Abstand. Schnell merkten wir, dass sich Obi auch unweigerlich in Jokers Herz schlich – und seit „Obi-Tag 6“ toben die beiden Burschen glücklich miteinander durch den Garten.

Nach dem Ankommen wollte Arleena Obi gleich gar nicht mehr loslassen. Und Lea… Was soll ich sagen? Wenn der dreijährige Sonnenschein der Familie fröhlich trällernd durchs Haus läuft und dabei singt „Du bist mein Freund, du bist mein bester Freund“, dann hat man doch alles richtig gemacht. <3

 

Und seitdem? Seitdem lernen wir uns kennen. Wobei es das nicht ganz trifft, weil ich das Gefühl habe, als kennen wir uns schon sehr, sehr lange. Obi ist hier herein spaziert, als wäre er schon immer da gewesen. Nicht eine Spur von Scheu oder Vorsichtigkeit. Selbstbewusst wickelt uns der Knuffelpuff jede Minute mehr um seine kleinen großen Pfoten. Er ist genau so, wie er von Anja beschrieben wurde. Nur in Natur noch viel besser. Er hat Eigenheiten, die ich bisher nur von meinem Seelchen Aragon kannte. Sei es, dass er sich beim Hinlegen lautstark fallen lässt, oder vollkommen unbeeindruckt im Garten liegen bleibt, auch wenn er dort alleine ist, weil wir hinein gehen. Seine Vorliebe für Aragons röhrenden Plüsch-Biber, der jetzt fast 5 Monate unbeachtet herumgelegen ist und bei dem ich es nur noch nicht übers Herz gebracht habe, ihn wegzuräumen, tut sein Übriges dazu. Obi kaut so sanft und andächtig an meinen Händen herum, dass es mir regelmäßig Freudentränen in die Augen treibt, weil ich diese Zärtlichkeit so sehr liebe – und sie bisher nur von meinem Bärtschen kannte.

 

Ich kann nicht aufhören, Fotos und Videos zu machen. Ich bin ganz hin und weg von dem kleinen, selbstbewussten Kerlchen. Und natürlich berichte ich Anja mehrmals täglich davon, wie es ihm geht. Als ich ihr geschrieben habe, was für ein großartiger Charakter er ist, weil er eben so selbstbewusst und sicher ist, kam von ihr nur: „Ja, so ist er. Er ruht in sich selbst. Kleine große Seele.“ Und auf meine Ergänzung „Riesengroß!“ erwiderte sie, dass er ja auch eine große Aufgabe hat. In dem Moment ist bei mir der Groschen gefallen…

 

Bis dahin war mir nicht bewusst, was ich dem kleinen Kerl da vielleicht aufbürde. Ja, dass ich ihm überhaupt etwas aufbürden könnte. Aragon ist tot. Nichts und niemand kann jemals seinen Platz einnehmen oder ihn ersetzen. Wir haben uns daran gewöhnt, dass der Bärtschen nicht mehr da ist. Und ein, meiner Meinung nach, normales, auch schönes Leben weiter geführt. Aber seit Obi hier ist, fällt mir auf, dass es vielleicht gar nicht so schön war. Aragons Tod hat eine riesige, klaffende Wunde in unseren Herzen hinterlassen. Eine, deren Schmerz ich gar nicht mehr bewusst wahrgenommen habe. Dass dieser Schmerz aber da ist und wie tief er sitzt, merke ich jetzt, weil er durch Obi weniger wird. Ich wusste, dass wir erschüttert sind. Aber nicht, wie nachhaltig offenbar. Ich wollte keinen Hund, der etwas wieder gut macht, das nicht wieder gut zu machen ist. Aber ich habe einen Schatz bekommen, der mein Herz heilen lässt. Jede Ähnlichkeit zu Aragon berührt mich zutiefst. Auf ganz wunderschöne Art und Weise, sodass der Bär jetzt wieder viel präsenter ist. War das laute „Platsch“ beim Hinlegen vorher eine schöne, aber schmerzhafte Erinnerung, weil es einfach nur fehlt, so ist es jetzt eine Erinnerung, die mich voller Freude und Wärme an meinen Herzenshund zurückdenken lässt. Aragon ist unvergessen. Unersetzbar auf alle Ewigkeit. Und trotzdem fühlt es sich mit Obi so an, als wären wir jetzt wieder vollständig. Als wäre alles so, wie es sein soll. Das wiederum bringt mir inneren Frieden – Frieden, von dem ich gar nicht wusste, dass ich ihn nötig habe.

 

Anja aber wusste das. Auch wenn sie das dann aufs Universum schiebt, es gehört schon auch ein ganz ordentlicher Brocken Menschen- und Hundekenntnis dazu, um so etwas zu erkennen – und dann auch noch alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das Unmögliche möglich zu machen. Das ist übrigens ein weiterer Grund, warum ich Anja so schätze: Ihre Bescheidenheit. Sie wird auch diese Geschichte nicht sonderlich mögen, weil sie darin für ihren Geschmack viel zu viel Aufmerksamkeit bekommt. Aber was soll ich tun? Ich kann ja die weibliche Hauptrolle nicht einfach weglassen?! 😉

 

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Jetzt kennt ihr also die Geschichte, wie der erste Chebo nach Österreich kam. Und warum ich das Ganze (meiner Meinung nach unbedingt zu Recht!) als Abenteuer bezeichne. Obi lebt sich ganz wunderbar bei uns ein – ich frage mich, wie wir es bisher ohne ihn ausgehalten haben. <3

 

In verschiedensten Facebook-Gruppen könnt ihr Obis Entwicklung gerne weiter verfolgen. Mir bleibt an dieser Stelle nur noch, mich zu verabschieden. Und mich noch einmal bei allen, die dieses Wunder ermöglicht und/oder bereichert haben, zu bedanken:

 

  • Christiane mit Papa Leo (Hermann vom Rollbach)
  • Jessica mit Hadi!-Mama Souri, die noch dazu ein Schweinchen, Knabbersnacks und eine Chebo-Schlüsselanhänger mit auf die Reise geschickt hat
  • Mina, die mich an Anja verwiesen hat
  • Ingrid und Alexander mit Hadi!-Papa Comic
  • Simone, die mich bei ihren Oleg-Besuchen immer auch mit Fotos versorgt hat
  • Andrea, die mit dem Herstellen des Anja-Telefonats meinen Nervenzusammenbruch verhindert und mir den richtigen Kaffee-Tipp gegeben hat
  • Bettina, Onno-Frauchen, die auf ihren letzten Besuch verzichtet hat
  • Der ERU Canis Gemeinschaft e.V. für den supertollen Zergel (Obi liebt ihn!)
  • Dieter und Heike, die Eulenstädter, die unkompliziert und arg spontan die Wurfabnahme um einen Tag vorverlegt haben, damit Obi rechtzeitig vor dem Lockdown kommen konnte - Pia, Arleena und Lea: Dass ihr die ganzen Auf und Abs mitertragen und euch mit mir gefreut habt
  • Lukas, weil du immer alles mitmachst

 

Und dann natürlich

 

  • Anja…
    Siehst du? Ich schreibe 13 Seiten und doch fehlen mir die Worte für dich. Ich möchte dir ein Elfenhaus bauen. All deine Träume und Wünsche wahr werden lassen. Und weil ich das alles nicht kann, bleibt mir nur, danke zu sagen. Aus tiefstem Herzen. Ich stehe auf ewig in deiner Schuld. (Ich weiß, dass du das nicht willst und nicht so siehst – ist aber trotzdem so! :P)

 

Auch euch allen, die ihr mitgefiebert und euch mitgefreut habt, möchte ich Danke sagen! Es bedeutet mir viel, euch alle in meinem Leben zu haben. Ihr seid der Grund, warum ich fest davon überzeugt bin, dass die ERU Canis Gemeinschaft der richtige Weg ist. Und warum es mir Spaß macht, diesen Weg stolz zu beschreiten.

 

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Herzliche Grüße aus dem fernen Österreich, in das Obi wieder Sonne gebracht hat!

 

Eure

Anita

 

Fotos: Anita Rastbichler